von Monika Bock
•
26. März 2025
Hallo liebe Natur- und Gartenfreunde, wer kennt sie nicht, die kleinen blauen Blütchen, die sich oft bescheiden in Wiesen, an Wegrändern oder sogar im heimischen Rasen zeigen? Viele zupfen sie achtlos als „Unkraut“ aus. Doch heute möchte ich euch eine Pflanze vorstellen, die diesen Titel absolut nicht verdient hat: den Ehrenpreis (Veronica). Hinter diesem zarten Pflänzchen verbirgt sich eine faszinierende Geschichte und erstaunliche Vielseitigkeit, die es wert ist, entdeckt zu werden. Lasst uns gemeinsam einen genaueren Blick auf diesen kleinen, aber oho! Kandidaten werfen. 1. Das Auge isst mit: So erkennst du Ehrenpreis Ehrenpreis ist nicht gleich Ehrenpreis – es gibt weltweit über 450 Arten! In unseren Breiten begegnen uns vor allem einige typische Vertreter. Der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis), der oft in der Naturheilkunde verwendet wird, hat: Kleine, meist himmelblaue bis blasslila Blüten: Sie haben vier Blütenblätter, wobei das untere oft kleiner ist, und sind typischerweise von dunkleren Adern durchzogen. Sie stehen in aufrechten Trauben. Kriechende, behaarte Stängel: Diese bilden oft kleine Matten. Gegenständige, eiförmige bis längliche Blätter: Sie sind leicht gesägt und ebenfalls behaart, was ihnen ein leicht graugrünes Aussehen verleiht. Andere häufige Arten wie der Gamander-Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) mit seinen leuchtend blauen Blüten und dem weißen „Auge“ oder der Persische Ehrenpreis (Veronica persica) , der oft in Gärten wächst, haben ähnliche Grundmerkmale, unterscheiden sich aber in Blütengröße, -farbe und Blattdetails. Für Heilzwecke wird meist der Echte Ehrenpreis gesammelt. Wichtig: Wie bei allen Wildpflanzen gilt: Nur sammeln, was du 100% sicher bestimmen kannst! 2. Ein Weltenbummler im heimischen Grün: Herkunft, Vorkommen & Standort Der Ehrenpreis ist ein echter Kosmopolit. Die meisten Arten sind in den gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel, insbesondere in Europa und Asien, beheimatet. Der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis) ist ursprünglich in Europa und Westasien zu Hause, hat sich aber durch menschlichen Einfluss auch in anderen Teilen der Welt verbreitet. Wo findest du ihn? Ehrenpreis ist anspruchslos und wächst an vielen Orten: Standort: Er bevorzugt sonnige bis halbschattige Plätze. Boden: Er mag mäßig trockene bis frische, eher magere Böden – Wiesen, Weiden, Waldränder, Heiden, an Wegen und ja, auch in weniger gepflegten Rasenflächen. Seine weite Verbreitung macht ihn zu einer leicht zugänglichen Pflanze, die wir oft übersehen. 3. Die verborgene Kraft: Ehrenpreis in der Naturheilkunde Der Name „Ehrenpreis“ kommt nicht von ungefähr. Er soll auf die hohe Wertschätzung der Pflanze in der Volksmedizin zurückgehen, sie galt als ehren- und preiswürdig. Traditionelle Europäische Heilkunde (TEH) / Westliche Medizin: Der Echte Ehrenpreis (Veronica officinalis) war früher ein hochgeschätztes Heilmittel, manchmal sogar als „Allerweltsheilmittel“ bezeichnet. Atemwege: Er wurde traditionell als Tee bei Husten, Bronchitis, Heiserkeit und Verschleimung eingesetzt. Ihm werden schleimlösende und reizlindernde Eigenschaften zugeschrieben, was unter anderem auf Inhaltsstoffe wie Iridoidglykoside (z.B. Aucubin) zurückgeführt wird. Stoffwechsel & Verdauung: Ehrenpreis-Tee galt als blutreinigend, harntreibend und leicht verdauungsfördernd. Die enthaltenen Gerbstoffe können bei leichten Magen-Darm-Beschwerden unterstützend wirken. Haut: Äußerlich wurden Aufgüsse oder der frische Saft bei schlecht heilenden Wunden, Ekzemen oder Hautjucken verwendet, auch hier spielen Gerbstoffe und Aucubin eine Rolle. Nervosität & Gedächtnis: In alten Kräuterbüchern wird er manchmal auch zur Beruhigung und zur Stärkung des Gedächtnisses erwähnt. Wissenschaftliche Sicht: Während viele dieser Anwendungen auf langer Tradition beruhen, gibt es moderne pharmakologische Untersuchungen, die entzündungshemmende, antioxidative und wundheilungsfördernde Eigenschaften einiger Inhaltsstoffe des Ehrenpreises (wie Aucubin, Flavonoide) bestätigen. Dennoch ist er heute in der Schulmedizin weniger präsent. Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM): Ehrenpreis ist kein klassisches Kraut der TCM-Pharmakopöe. Die TCM hat ihr eigenes, über Jahrtausende entwickeltes System von Kräutern und deren energetischen Eigenschaften. Man könnte jedoch versuchen, die in Europa beobachteten Wirkungen zu „übersetzen“: Die schleimlösende Wirkung bei Atemwegserkrankungen könnte in der TCM mit dem Umwandeln von Schleim und dem Klären von Hitze in der Lunge in Verbindung gebracht werden. Seine traditionelle Verwendung zur „Blutreinigung“ könnte Parallelen zu Kräutern haben, die in der TCM Hitze kühlen und Toxine ausleiten. Dies sind jedoch nur spekulative Analogien. Wichtiger Hinweis: Die Informationen hier ersetzen keinen Arztbesuch oder die Beratung durch einen Heilpraktiker. Bei gesundheitlichen Beschwerden sprich bitte immer mit einem Fachmann! 4. Vom Beet auf den Teller: Ehrenpreis in der Küche Ja, du hast richtig gelesen! Bestimmte Ehrenpreis-Arten, insbesondere die jungen, zarten Blätter, Triebe und Blüten des Echten Ehrenpreises oder Gamander-Ehrenpreises, sind essbar. Geschmack: Sie haben einen milden, leicht herben bis zart bitteren Geschmack, der an Kresse oder jungen Salat erinnert. Verwendung: Roh: Junge Blätter und Blüten sind eine tolle, gesunde und dekorative Ergänzung in Wildkräutersalaten, Kräuterquarks, auf Butterbroten oder als essbare Deko für Suppen und andere Gerichte. Gegart: Kurz mit anderem Gemüse gedünstet oder in Kräutersuppen. Tee: Die getrockneten oder frischen blühenden Triebe des Echten Ehrenpreises können als milder Kräutertee aufgebrüht werden. Sammle nur junge, saubere Pflanzenteile von unbelasteten Standorten (nicht an Straßenrändern oder Hundewegen) und probiere erst kleine Mengen, wenn du die Pflanze noch nicht kennst. 5. Gesund & Lecker: Rezept für Vital-Kräuterquark mit Ehrenpreis Dieser Quark ist ein schneller, gesunder Snack oder eine leckere Beilage zu Pellkartoffeln. Zutaten: 250 g Quark (Magerstufe oder nach Belieben) 2-3 EL Milch oder Naturjoghurt (für die Cremigkeit) 1 gute Handvoll junge, zarte Ehrenpreis-Blätter und -Blüten (z.B. Echter oder Gamander-Ehrenpreis), fein gehackt 1-2 Frühlingszwiebeln oder etwas Schnittlauch, fein geschnitten Salz, frisch gemahlener schwarzer Pfeffer Optional: Ein Spritzer Zitronensaft, eine Prise Knoblauchpulver Zubereitung: Den Quark mit Milch oder Joghurt glattrühren. Die fein gehackten Ehrenpreis-Blätter und -Blüten sowie die geschnittenen Frühlingszwiebeln oder den Schnittlauch hinzufügen. Alles gut vermischen. Mit Salz, Pfeffer und optional Zitronensaft abschmecken. Kurz durchziehen lassen und genießen – zum Beispiel auf frischem Brot, zu Kartoffeln oder als Dip für Gemüsesticks. Die Ehrenpreisblüten eignen sich wunderbar als hübsche Dekoration obendrauf! Fazit: Gib dem Ehrenpreis eine Chance! Ich hoffe, dieser kleine Einblick hat dir gezeigt, dass Ehrenpreis viel mehr ist als nur ein lästiges „Unkraut“. Er ist ein hübscher, widerstandsfähiger und vielseitiger kleiner Schatz, der sowohl unsere Natur bereichert als auch in der traditionellen Heilkunde und sogar in der Küche seinen Platz hat. Wenn du das nächste Mal die kleinen blauen Blüten siehst, schau genauer hin – vielleicht entdeckst du dein neues Lieblings-Wildkraut! Habt ihr Ehrenpreis schon einmal bewusst wahrgenommen oder sogar verwendet? Teilt eure Erfahrungen in den Kommentaren!